Odenwald & nördliches Oberrheintal 2003
Die Eberstadter Tropfsteinhöhle im Unteren Muschelkalk
Andreas Kamradt

Die einzige Schauhöhle im Unteren Muschelkalk Süddeutschlands befindet sich im Bauland, sieben Kilometer südöstlich von Buchen (Odenwald), in der Ortschaft Eberstadt. Die Höhle wurde durch eine Sprengung im direkt angrenzenden Steinbruch am 13. Dezember 1971 entdeckt. Damit ist sie ihrer Entdeckung nach die jüngste Tropfsteinhöhle in Deutschland. Sie ist 600 m lang, ihre Breite variiert zwischen 2m und 7m und die Höhe beträgt zwischen 2,5m und 8m. Nach ihrem Ausbau lieferte die Schauhöhle der Region einen weiteren touristischen Anreiz und ist jährlich Exkursionsziel von ca. 100 000 Besuchern.

Die Eberstadter Tropfsteinhöhle befindet sich in Ablagerungen der Mittleren Trias, im Unteren Muschelkalk, welcher auch als Wellenkalk bekannt ist. Diese Gesteinsformation wird von vorwiegend dünnschichtigen, grauen, flaserigen Dolomiten, Kalken und Mergeln aufgebaut und besitzt im Bereich Eberstadt eine Mächtigkeit von ca. 100 Metern. Die Schichten fallen mit 4 bis 8 Grad nach Südosten ein und besitzen ein ausgeprägtes Kluftnetz, welches von 0 - 180°, im Maximum 15° streicht. Die Klüftungen ist im Bereich der Eberstadter Höhle an tektonische Verwerfungen gebunden mit Versatzbeträgen zwischen Zentimetern bis einigen Dezimetern. Im Umfeld der Höhle bilden sich Erdfälle (Dolinen) ab.

Die Tropfsteinhöhle verdankt ihre Entstehung dem Prozess der Verkarstung. Das anstehende Gestein wurde durch chemische Korrosion kohlensauren Wassers gelöst, dabei gelangte das Oberflächenwasser durch Klüfte, Spalten, Schichtfugen und Haarrisse in das Kalkgestein und verursachte in den unterirdisch entstandenen Entwässerungsnetzen die Bildung von Hohlräumen und Versturzmassen. Die erosive, wie auch korrosive Wirkung des Gewesterbaches führte zur Bildung größerer Hohlräume und später zur Höhle in ihrer heutigen Dimensionierung. Es wird angenommen, dass die Entstehung der Höhle 2 Millionen Jahre in Anspruch nahm.

In der Höhle sind viele beeindruckende Kalksinterbildungen zu sehen. Dazu gehören die übersinterten Trümmerberge, skurril geformte Deckentropfsteine (Stalaktiten), palisadenartige Wandkolke oder Sinterbarrieren wie die "Weiße Frau von Eberstadt".

Quellen:
http://www.hoefo.de/ [Abb. 1 & 2; Stand: 20.03.2003]
http://www.showcaves.com/german/de/showcaves/

Eberstadter.html [Abb. 3; Stand: 11.11.2003]

Eberstadter Tropfsteinhöhle
Abb. 1: Blick in die Eberstadter Tropfsteinhöhle

Stalagmit
Abb. 2: Stalagmit

Auflässiger Steinbruch
Abb. 3: Der auflässiger Muschelkalksteinbruch, in welchem die Höhle entdeckt wurde.
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